Spökenkieken For Future (2025)

Kreislesung und Hörstück von Syndikat Gefährliche Liebschaften und Lindsey Colbourne für einen Sandsteinbruch im Münsterland

Im Münsterland gibt es viele Geschichten von Menschen, die die Zukunft sehen und hören konnten: In der Dämmerung sahen oder hörten sie manchmal, was kommen würde. Sie wussten von bevorstehenden Bränden, drohenden Kriegen und einige sahen sogar technische Innovationen voraus, wie den ersten Bus von Havixbeck nach Münster. Angeblich traf alles ein.

Dieses „Spökenkieken” oder „Zweites Gesicht” wurde mit der Industrialisierung und dem damit einhergehenden Wandel der Landschaft seltener. Die Kiebitzheide bei Havixbeck, wo eine Vision des ersten Busses zu einer Zeit empfangen wurde, als solche Fahrzeuge noch unbekannt waren, ist heute nur noch ein Straßenname. Gibt die Umwelt keine Hinweise mehr? Haben wir die Fähigkeit zur Wahrnehmung verloren? Oder war Spökenkieken ohnehin nur ein intensiver Traum aufgrund von zu viel Buchweizen, wie manche Leute glauben?

Spielort im Sandsteinbruch Fark

Das Syndikat hat sich im Münsterland am Spökenkieken versucht: Wir streiften durch die Felder, trafen Informant*innen (menschliche und nicht-menschliche) und spähten in die Ritzen zwischen Sandstein und Lehm, Militärgeschichte und Mythen, Vergangenheit und Zukunft, Schöppingen und Havixbeck.

Wir kamen zu dem Schluss, dass Spökenkieken in Zukunft gemeinsam praktiziert werden sollte. Wir schätzen Spökenkieken als eine Form radikaler Vorstellungskraft. Als ein Mittel, um unbewusst Hinweise zusammenzufügen und Muster zu erkennen, bevor wir wissen, dass etwas vor sich geht. Die Performance trainierte unsere Empfangsbereitschaft.

Zine-Workshop im Rathaus von Havixbeck mit Geografie-Studierenden aus Münster

Es sprachen Mitglieder der Theatergruppe “Das Törchen” – Wilfried
Brüggemann, Werner Bußmann, Katharina Leifeld, Louise Lejeune, Sebastian Rosendahl, Susanne Westhoff

Mit Erinnerungen, Sammlungen und Visionen von Wilhelm Bauhus, Friedhelm Brockhausen, Maria Brusis, Andre Busemas, Markus Denkler, Annette von Droste-Hülshoff, Besucher*innen des Frühlingsfests Schöppingen, Muna Gurung, Holger Hammerschlag, Ulla Homfeld, Elisabeth Klempnauer, André Kückmann, Louise Lejeune, Kindern des St. Nikolaus Kindergartens Schöppingen, Uta Ruge, Josef Seesing, Studierenden der Universität Münster und der Belegschaft der Firma Zauberzeug.

Besonderen Dank an Angela Heinemann und das Baumberger Sandstein Museum, an den Sandsteinbruch Fark, an Lukas Dörrie und die Universität Münster, und an das Künstler*dorf Schöppingen.

Skript & Montage: Micha Kranixfeld und Marleen Wolter
Mastering: Alejandro Weyler

Im Rahmen einer Residenz des Projekts „Land Lines“ von Burg Hülshoff – Center for Literature erarbeitet, gefördert von der Kulturstiftung des Bundes und dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW.